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Bild Nr. 3 von #TheSisterhoodProject : Es ist die Geschichte von Verena und Selma, die lange Zeit auf eine Weise dicht beieinander lebten ohne voneinander zu wissen. Es ist die Geschichte einer verlorenen Liebe, die vielleicht nie eine war, und die Geschichte einer widerstrebend entstandenen Freundschaft, die tiefer wurde als beide je dachten.
Abgesehen davon, dass ich alle meine Bilder im Entstehungprozess als spannend empfinde und viele von ihnen danach auch noch :-), ist das #SisterhoodProject das mit Abstand Aufregendste und Spannendste, an dem ich je gearbeitet habe. Das fängt mit den Vorarbeiten an, den Vorgesprächen. Ich habe entdeckt, dass die Einschränkungen in diesen Coronazeiten sogar etwas Positives dabei bewirken. In den Zeiten davor hätte man sich getroffen, mehrmals, soziale Aktivitäten geteilt um sich dabei besser kennenzulernen, die Gespräche darin eingebettet und zu Hause dann aus der Vielfalt an Eindrücken und Erlebnissen die Story gefiltert. Jetzt hat man nur die Gespräche, die Stimme, das Wort. Man ist durch nichts abgelenkt beim Zuhören. Im Gegenteil. Man achtet auf Nuancen, wie ein leichtes Schwanken in der Stimme, ein fast unmerkliches Zögern, man spürt wenn Emotionen einen Satz ins Wanken bringen, ein falsches Wort und die Brücke wird einstürzen.
Das unabgelenkte, intensivere Zuhören erschafft eine Verbindungsebene, die sich früher vielleicht nicht so schnell ergeben hätte.
Ich habe auch den Eindruck, dass es meinem Gesprächsgegenüber am Telefon hilft, mich nicht wirklich körperlich präsent zu erleben. So bin ich nur eine Stimme, die ab und an Fragen stellt, etwas kommentiert, aber ansonsten im Hintergrund bleibt. Die Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen, bleiben dabei mehr oder weniger ganz ungestört bei sich; einmal, dass sie in einen Erzählfluss geraten, sind sie kaum noch zu stoppen.
Ich bin mir fast sicher, dass ein persönliches Treffen, diese konzentrierte Detailfülle an Erzähltem nicht hervorgebracht hätte. Früher hätte ich wohl die Schwierigkeit gehabt aus all den bunten Erlebnisfacetten eines Treffens die Fakten der Geschichte zu filtern, ihren zeitlichen Ablauf nachzukonstruieren, die immanente Logik oder auch Absurdität zu begreifen und sichtbar zu machen. Jetzt habe ich "nur" die Schwierigkeit des Kürzens. Aus jeder Geschichte könnte man ein Buch, einen Film machen. Das Leben ist so verrückt, wie man es sich nicht ausdenken kann
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Picture no. 3 of #TheSisterhoodProject : This is the story of Verena and Selma, who for a long time lived close together in a way without knowing about each other. It is the story of a lost love that may never have been one, and the story of a friendship that grew reluctantly and grew deeper than either of them ever thought possible.
Apart from the fact that I find all my pictures exciting in the process of creation and many of them afterwards :-), the #SisterhoodProject is by far the most exciting and thrilling thing I have ever worked on. It starts with the preparatory work, the preliminary talks. I have discovered that the limitations in these corona times even have a positive effect. In the times before, you would have met in person, shared social activities to get to know each other, having lots of conversations. I would have filtered the story at home from the variety of impressions and experiences.
Now there are only the conversations, the voice, the words. You are not distracted by anything while listening. On the contrary. You pay attention to nuances, like a slight swaying in the voice, an almost imperceptible hesitation, you feel when emotions make a sentence sway, a wrong word and the bridge will collapse.
The undistracted, more intensive listening creates a level of connection that might not have built up so quickly in the past.
I also have the impression that it helps my conversation partner on the phone not to experience me as physically present. So I am just a voice from afar that asks questions from time to time, comments on something, but always remains in the background. The women who tell me their story remain more or less undisturbed; once they get into a narrative flow, they are almost unstoppable.
I am almost certain that a personal meeting would not have produced this concentrated wealth of detail in the narrative. In the past I would have had the difficulty to filter the facts of the story from all the colorful facets of a meeting, to reconstruct its chronological sequence, to understand and make visible the immanent logic or even absurdity. Now I "only" have the difficulty of shortening. I could make a book or a film out of every story if I wanted to. But so far I just want to visualize the stories of these women and tell them. Life is so crazy, you guys have no idea.
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